Im Affiliate-Marketing ist Vertrauen die Währung des Erfolgs. Trotzdem stellen für Online-Händler und Netzwerke sogenannte Fraud-Praktiken wie gefälschte Klicks oder künstlich erzeugte Conversions eine Gefahr dar. Marcel Schöne, Geschäftsführer von Uppr, erklärt, wie sich E-Commerce-Unternehmen schützen können.
Im Jahr 2023 lag der Anteil des automatisierten Bot-Traffics weltweit bereits bei 49,6 Prozent des Internetverkehrs. Dabei gilt es zu beachten, dass nicht jeder Bot-Traffic schlecht ist. Bots im Internet werden von Unternehmen genutzt, um Kundensupport effizienter zu gestalten, beispielsweise durch Chatbots, die rund um die Uhr Fragen beantworten und Probleme lösen können. Sie automatisieren Routineaufgaben wie die Dateneingabe oder Bestellverfolgung, was Ressourcen spart und die Produktivität steigert.
So läuft Betrug im Digitalmarketing
Fraud (englisch für Betrug) bezeichnet Aktivitäten, die – über Bots – künstlichen Traffic erzeugen, um Werbeleistungen vorzutäuschen, meist das Anzeigen eines Werbemittels, und dann für diese nicht erbrachte Werbeleistung Geld zu berechnen. Fraud ist kein neues Phänomen, hat aber durch die technologischen Entwicklungen im Online-Handel eine neue Dimension erreicht. Die Entwicklung der vergangenen Jahre ist besorgniserregend. Bereits 2019 wurde durch Fraud im digitalen Anzeigenbereich ein weltweiter Verlust von 42 Milliarden US-Dollar verzeichnet.
Im Affiliate-Marketing wird beispielsweise simuliert, dass ein Affiliate besonders gut performt, während die generierten Klicks oder Conversions nicht echt sind. Advertiser zahlen, wenn sie sich nicht schützen, in solchen Fällen Provisionen für vermeintliche Erfolge, während sich unseriöse Publisher oder Dienstleister auf Kosten der Kampagnen bereichern. Solche betrügerischen Methoden wie Fake-Klicks, künstliche Conversions oder Bot-Traffic führen nicht nur zu unnötigen Kosten für Onlinehändler, sondern gefährden auch die Glaubwürdigkeit – gegenüber Partnern wie auch auch Kunden.
Affiliate-Marketing ist durch das erfolgsbasierte Vergütungsmodell prinzipiell robust gegen Betrug, doch der Verlust von Datenqualität und die Gefährdung der Beziehungen zu ehrlichen Partnern sind Risiken, die nicht unterschätzt werden dürfen. Und: Gezinkte Zahlen sind in diesem Bereich eigentlich gar nicht nötig, denn Affiliate-Marketing gehört zu den effektivsten Kanälen, um nachweislich bessere Marketing-Ergebnisse zu erzielen: Durch den Einsatz von Affiliate-Marketing können E-Commerce-Unternehmen ihr Wachstum um bis zu 50 Prozent steigern – und das ganz ohne fragwürdige Tricks. Trotzdem: Es gibt sie, die Betrüger.
Die Branche reagiert zunehmend mit Technologien zur Anomalie-Erkennung auf die Herausforderungen im Affiliate- und Partnership-Marketing. Besonders wichtig ist dabei die Zusammenarbeit zwischen Netzwerken, Advertisern und Publishern, die zusätzliche Sicherheit schafft. Ergänzt wird dies durch strengere Regeln wie Vertragsstrafen und spezifische Publisher-AGBs.
Bei Agenturen, die Affiliate- bzw. Partnership-Marketing anbieten und großen Wert auf partnerschaftliche Zusammenarbeit legen, steht die Seriosität der Geschäfte im Vordergrund. Hier erhalten Händler nicht nur Unterstützung bei der Implementierung von Fraud-Präventionstaktiken, sondern auch eine umfassende Beratung und Schulung. So wird sichergestellt, dass nachhaltige und effektive Schutzmechanismen etabliert werden. Ein solcher Ansatz hebt sich deutlich ab – vor allem in einer Branche, in der diese Themen oft als zusätzliche Komplexität wahrgenommen werden. Wie funktioniert das?
Effektive Fraud-Prävention
Die Prävention von Affiliate Fraud erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der Technologie, menschliche Expertise und Branchenkooperation vereint. Im Zentrum steht dabei das Verständnis, dass Fraud-Prävention keine isolierte technische Aufgabe ist. Entscheidend ist die Kombination aus automatisierter Analyse und menschlicher Kontrolle. Während Technologie unerlässlich ist, um verdächtige Muster in Echtzeit zu erkennen, braucht es gleichzeitig das geschulte Auge von Expertinnen und Experten, um komplexe Zusammenhänge zu beurteilen und Fehlalarme zu vermeiden.
Dieser duale Ansatz wird durch eine enge Zusammenarbeit innerhalb der E-Commerce-Branche ergänzt, um neue Betrugsmethoden frühzeitig zu identifizieren und gemeinsam Gegenmaßnahmen zu entwickeln. In der praktischen Umsetzung kristallisieren sich vier Handlungsfelder heraus:
1. Bot-Traffic automatisiert filtern: Der Einsatz modernster Fraud-Detection-Tools ist unverzichtbar. Diese Tools erkennen und blockieren nicht nur automatisiert unauthentischen Traffic, sondern schließen ihn auch direkt aus der Effizienzbetrachtung einzelner Publisher und Kanäle aus. Entscheidend ist dabei die Analyse in Echtzeit, um verdächtige Aktivitäten zu erkennen und zu blockieren, bevor Schaden entstehen kann.
2. Anomalien analysieren: Durch die systematische Analyse von Customer Journeys auf Anomalien werden unnatürliche Datenmuster erkannt, wie auffällige hohe Klickraten oder verdächtige Views, die immer kurz vor der Conversion stattfinden. Regelmäßige Audits der Kampagnen sowie der Einsatz von künstlicher Intelligenz und Partnerprogramme ermöglichen es, solche Auffälligkeiten frühzeitig zu identifizieren.
3. Strikte Governance einführen: Für einen klaren regulatorischen Rahmen braucht es detaillierte Publisher-AGBs mit eindeutigen Definitionen von Fraud-Praktiken und konsequenten Sanktionsmechanismen. Verstöße müssen unter anderem mit Vertragsstrafen oder der Rückforderung bereits ausgezahlter Provisionen geahndet werden.
4. Interessenskonflikte vermeiden: Ein oft unterschätzter Faktor ist die Vermeidung von Interessenskonflikten. Wenn Agenturen oder Netzwerke selbst Publisher besitzen, wird effektive Fraud-Prävention oft durch konfliktäre Interessen erschwert. Der direkte Durchgriff ohne Intermediäre, wie in privaten Netzwerken, schafft dagegen klare Verhältnisse. Persönliche Beziehungen zu allen Beteiligten und eine enge Betreuung sind dabei der Schlüssel zu nachhaltigem Erfolg.
Warum Fraud-Prävention unverzichtbar ist
Fraud ist eine realistische Bedrohung, weshalb Affiliate Fraud-Prävention gerade für E-Commerce-Unternehmen eine strategische Notwendigkeit darstellt. Die gute Nachricht: Online-Händler werden damit nicht allein gelassen. Noch mehr Affiliate-Dienstleister sollten einen Großteil einer effektiven Fraud-Prävention übernehmen.
Die zahlt sich gleich mehrfach aus: Sie schützt nicht nur vor direkten finanziellen Verlusten, sondern steigert auch die Gesamtperformance des Affiliate-Programms durch bessere Datenqualität und stärkere Partnerschaften mit legitimen Publishern. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Kombination aus technologischer Innovation, persönlichen Beziehungen, konsequenter Regelumsetzung – und einer guten Beratung.
In einer Zeit, in der digitales Vertrauen zunehmend auf die Probe gestellt wird, sind dies die Grundpfeiler für nachhaltigen Erfolg im Affiliate-Marketing. Wer heute in vor Fraud-gesichertes Affiliate-Marketing investiert, sichert sich nicht nur gegen Betrug ab, sondern schafft die Basis für langfristiges Wachstum im E-Commerce.