Der Onlinehandel steht nie still: Neue Trends, Player, Technologien und Kundenerwartungen sorgen dafür, dass sich die Branche ständig wandelt. Doch was erwartet uns 2025 konkret? Etailment-Experte Fabian Sedlmayr vom Fulfillment-Spezialisten Warehousing1 trifft drei Vorhersagen, die zeigen, wohin die Reise geht.
Auch 2025 wird der Onlinehandel wieder mit vielfältigen Herausforderungen und Chancen konfrontiert. Diese drei wichtigen Entwicklungen sollte jeder Händler auf dem Schirm haben:
1. Schrott zum Schrottpreis
Während Dropshipping in den letzten Jahren eine regelrechte Renaissance erlebte, mehren sich kritische Stimmen: Billigartikel aus Asien, die mit vermeintlich hochwertiger Aufmachung in Onlineshops zu völlig überzogenen Preisen verkauft werden, stoßen zunehmend auf Ablehnung. Der Grund? Die Preisspannen zwischen Herstellung und Verkauf fließen meist in kostspieliges Social-Media-Marketing statt in Produktqualität.
© IMAGO / YAY Images
Nicht alle Verbraucher sind angesichts von Wirtschaftskrise und Stellenabbau aktuell in Kauflaune. Umso wichtiger ist es für Onlinehändler, sich frühzeitig auf Trends und veränderte Kundenerwartungen einzustellen.
Die Zukunft? „Wenn schon Schrott, dann wenigstens zum Schrottpreis“: Kunden, die Preisbewusstsein schätzen, werden direkt zu Anbietern wie Shein oder Temu wechseln. Lokale Händler hingegen sollten sich auf Transparenz und Mehrwert konzentrieren. Indem sie Qualität und Herkunft ihrer Produkte klar kommunizieren, können sie das Vertrauen preisbewusster Käufer zurückgewinnen und eine Alternative zu fragwürdigen Dropshipping-Angeboten schaffen.
2. Nachhaltigkeit: Mehr als ein Stempel
Nachhaltigkeit war einst das große Verkaufsargument – bis Skandale um Greenwashing das Vertrauen der Verbraucher erschütterten. 2025 zeichnet sich eine neue Dynamik ab: Nachhaltigkeit wird vom reinen Marketing-Trend zum zentralen Geschäftsmodell. Start-ups wie Moot und Cocoli zeigen, wie Upcycling und Kreislaufwirtschaft zur DNA eines Unternehmens werden können.
Doch die Anforderungen der Konsumenten steigen: Wer behauptet, nachhaltig zu sein, muss dies auch transparent belegen. Dies betrifft nicht nur die Produktion, sondern auch Logistik und Verpackung. Händler, die Nachhaltigkeit glaubhaft leben, können nicht nur Vertrauen zurückgewinnen, sondern auch höhere Margen rechtfertigen.
3. Das Ende des Retourenscheins
Retouren gehören zu den größten Kostentreibern im E-Commerce. Die Zeiten von gedruckten Retourenscheinen neigen sich jedoch dem Ende zu. Immer mehr Händler setzen auf digitale Lösungen, um Rücksendeprozesse effizienter, transparenter und nachhaltiger zu gestalten. Diese digitalen Tools ermöglichen es nicht nur, die Kosten für Retouren zu reduzieren, sondern tragen auch dazu bei, den gesamten Rückgabeprozess kundenfreundlicher zu gestalten und gleichzeitig die Umweltbelastung zu minimieren.
Händler, die solche digitalen Retourenmanagement-Tools integrieren, profitieren doppelt: Sie senken die Kosten für Rücksendungen und stärken gleichzeitig die Loyalität ihrer Kunden.
Zusätzlich könnten innovative Anreize neue Standards setzen: „Retourenpunkte“ etwa könnten wie ein Bonussystem funktionieren – Kunden sammeln Punkte für Bestellungen, die nicht zurückgeschickt werden, und können diese später gegen Rabatte oder Gratisprodukte einlösen.
Ebenso könnten Initiativen wie das Pflanzen eines Baums für jede vermiedene Retoure eingeführt werden. Dabei zählt eine „eingesparte Retoure“ dann, wenn der Kunde aktiv darauf verzichtet, einen Artikel zurückzuschicken, sei es durch bewusste Kaufentscheidungen oder Anreize wie Vergünstigungen für den nächsten Einkauf.
© Etailment
Fazit
Der Onlinehandel wird auch 2025 mit vielfältigen Herausforderungen und Chancen konfrontiert. Von einem kritischeren Blick auf Billigprodukte über die Rückkehr zu glaubwürdiger Nachhaltigkeit bis hin zur Digitalisierung von Retourenmanagement – Händler stehen vor der Aufgabe, sich den wandelnden Kundenbedürfnissen anzupassen.
Dabei liegt der Schlüssel zum Erfolg in der Kombination von Innovation und Authentizität. Wer Transparenz lebt, Nachhaltigkeit als Geschäftsmodell versteht und Prozesse intelligent digitalisiert, kann nicht nur Kunden gewinnen, sondern auch langfristig Vertrauen und Loyalität aufbauen.