Der Longevity-Trend stellt Gesundheit für ein längeres Leben in den Mittelpunkt. Etailment.de-Expertin Marilyn Repp, Spezialistin für digitale Trends im Mittelstand, hat einige Vorschläge, wie Online- und stationärer Handel den Trend für sich nutzen können.
Wir präsentieren: das ewige Leben! 2025 könnte ein neues Trendthema seinen Durchbruch feiern: Longevity, zu Deutsch „Langlebigkeit“. Es steht für den Wunsch, nicht nur länger, sondern auch gesünder zu leben. Ursprünglich im Silicon Valley aufgekommen, spiegelt der Trend den Einfluss von Tech-Visionären wie Bryan Johnson wider. Mit seinem „Project Blueprint“ investiert Johnson Millionen, um seinen Körper zu „verjüngen“. Dieser Trend wird jedoch nicht nur von einer Elite aus Tech-Milliardären vorangetrieben. Begriffe wie „Biohacking“, „Blue Zones“ oder „personalisierte Gesundheitsoptimierung“ prägen mittlerweile die Diskussion und schwappen in den Mainstream.
Aktueller Stand
Der Longevity-Trend hat sich längst von Nischenprojekten in Tech-Laboren zu einem globalen Phänomen entwickelt. Social Media befeuert das Thema: Morgenroutinen, Fitness-Apps und Nahrungsergänzungsmittel sind omnipräsent. Digitale Tools wie Wearables ermöglichen präzise Gesundheitsüberwachung, und spezialisierte Tests wie DNA-Analysen machen personalisierte Gesundheitsvorsorge zunehmend zugänglicher. Doch Longevity ist ein elitäres Thema – insbesondere die hohen Kosten für medizinische Tests und Behandlungen schließen viele aus.
Zukunftsaussichten
Longevity wird weiter an Bedeutung gewinnen, da der Wunsch nach Gesundheit, Vitalität und einem selbstbestimmten Leben die Gesellschaft prägt. Das Thema hat auch einen stark technologischen Aspekt, denn durch die vielen Health Devices und wachsenden Datenmengen können immer mehr individuelle Empfehlungen und Produkte entwickelt werden.
Doch wie können insbesondere Händlerinnen und Händler diesen Trend für sich nutzen? Hier kommen ein paar Ideen, um sich als Plattform für diese Bewegung zu positionieren – mit innovativen Angeboten, die über den klassischen Produktverkauf hinausgehen.
Chancen und Ideen für den Handel
Neue Produktkategorien: Retailer können Longevity-Produkte wie Smart Health Devices, funktionale Lebensmittel oder Anti-Aging-Pflegeprodukte in ihr Sortiment aufnehmen. Spezielle Bereiche im Supermarkt, in der Drogerie oder im Elektronikhandel könnten beispielsweise Produkte von adaptogenen Tees über personalisierte Nahrungsergänzungsmittel bis hin zu DNA-basierten Gesundheitsanalysen präsentieren.
Personalisierte Services: Kundinnen und Kunden legen immer mehr Wert auf individuelle Beratung. Gesundheits-Check-ups oder Workshops zu Ernährung und Stressmanagement könnten die Kundschaft in die Läden locken und ein einzigartiges Erlebnis bieten. Hierbei sorgen Kooperationen mit den entsprechenden Expert:innen für Glaubwürdigkeit und den Zugang zu neuen Zielgruppen. Ein Beispiel: Globetrotter bietet bereits seit vielen Jahren eine Impfberatung und -service für Auslandsreisen in den Stores an. Dazu kommen kooperierende Ärztinnen und Ärzte in die Stores.
Technologie im Handel: Wearables zum Testen mit nach Hause nehmen? Interaktive Technologien wie Virtual Reality für Fitnessübungen oder digitale Plattformen für die Gesundheitsüberwachung vor Ort könnten außerdem für zusätzliche Attraktivität sorgen.
Einige Vorschläge, wie der Handel Longevity erlebbar machen kann
Der Modehandel könnte Kollektionen mit ergonomischen Schuhen, hautfreundlicher Kleidung oder medizinischen Kompressionsartikeln anbieten, um die gesundheitlichen Bedürfnisse der Kundschaft zu berücksichtigen. Styling-Workshops könnten älteren Zielgruppen helfen, modisch und altersgerecht aufzutreten. Technologien wie Virtual Fitting Rooms würden das Anprobieren erleichtern und stressfreier gestalten, insbesondere für Senioren.
Im Elektronikhandel könnten Kunden Wearables und Smart Health Devices wie Fitness-Tracker, smarte Waagen oder Luftreiniger nicht nur kaufen, sondern auch testen. Technologieberatungen insbesondere für ältere Zielgruppen helfen, den Umgang mit Apps und Geräten zu lernen. Innovative Präsentationen, etwa durch interaktive Vorstellungen von Gesundheitslösungen wie Schlaftrackern oder Pulswellenanalysen, werten das Angebot zusätzlich auf.
Der Lebensmitteleinzelhandel könnte spezielle Regale einrichten, die funktionale Lebensmittel wie fermentierte Produkte, pflanzliche Proteine oder adaptogene Kräuter anbieten. Meal-Prep-Workshops, bei denen Kundinnen und Kunden lernen, gesunde und langlebigkeitsfördernde Gerichte zuzubereiten, sind ebenfalls ein attraktiver Service. Oder wie wäre es mit speziellen gesundheitszentrierten Treueprogrammen? Zusätzlich könnten Community-Events wie gemeinsames Kochen oder Vorträge zu Ernährung und Gesundheit das Gemeinschaftsgefühl fördern und gleichzeitig Wissen vermitteln.
Drogerien und Apotheken könnten Gesundheitsstationen einrichten, an denen Kunden ihren Blutdruck messen, Hautanalysen durchführen oder ihren Vitamin-D-Spiegel überprüfen lassen. Regelmäßige Workshops zu Themen wie Stressmanagement, Hautpflege oder Anti-Aging könnten den Kunden Mehrwert bieten und sie langfristig binden. Zudem könnten individuelle Produkte wie Cremes, Tees oder Nahrungsergänzungsmittel direkt vor Ort personalisiert und gemischt werden, um den Wunsch nach maßgeschneiderten Lösungen zu erfüllen.
Fitness- und Gesundheitsbranche: Wie wäre es mit temporären Pop-up-Studios für Yoga, Pilates oder Seniorensportkurse auf den Flächen? Regenerationszonen mit Massagestühlen, Sauerstofftherapie oder Infrarotkabinen können im stationären Bereich als Erweiterung des Serviceangebots dienen. Auch für den Fashionhandel wäre ein Wearable-Verleih inklusive individueller Beratung denkbar.
Longevity ist kein kurzlebiger Trend – es ist eine Chance für den Handel, sich als innovativer Partner zu positionieren. Von neuen Produkten über personalisierte Services bis hin zu Community-Building: Händlerinnen und Händler können diesen gesellschaftlichen Wandel aktiv mitgestalten und sich dabei einen nachhaltigen Wettbewerbsvorteil sichern. Es liegt nun an den Unternehmen, kreativ zu denken.