Perplexity will Google Konkurrenz machen. Obwohl erst 2022 gegründet, wird die KI-Suchmaschine inzwischen mit drei Milliarden Dollar bewertet. Elf Fragen und Antworten zu dem aufstrebenden Start-up – auch dazu, wie SEO für diese Suchmaschine (vermutlich) funktioniert.
Was ist Perplexity AI genau?
Perplexity AI ist eine KI-basierte Suchmaschine, die darauf zielt, präzise und valide Antworten auf Anfragen zu liefern. Zu jeder Frage wird das Internet nach passenden Inhalten durchsucht und die Antwort – ähnlich wie bei ChatGPT – ausformuliert.
Die Antworten sind dabei mit Quellenangaben oder Links versehen, so dass die Nutzer die Informationen prüfen können. Jedes Themengebiet ist möglich; Perplexity gibt aber keine Antworten, die beispielsweise Ratschläge im rechtlichen, finanziellen oder medizinischen Bereich sind.
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Perplexity will Antwort- statt Suchmaschine sein: Nutzer sollen damit schnell Antworten auf komplexe Fragen erhalten, ohne selbst Suchmaschinen wie Google bemühen zu müssen.
Wer steckt dahinter?
Das Unternehmen wurde im Sommer 2022 von Aravind Srinivas, Denis Yarats, Johnny Ho und Andy Konwinski gegründet. Der Mitgründer und derzeitige CEO Srinivas kam direkt von OpenAI und hat entsprechend viel Wissen über ChatGPT mitgebracht. Auch die anderen Gründer verfügen über eine hohe KI-Expertise. Yarats war KI-Experte beim Facebook-Konzern Meta, Konwinski Mitgründer des Software-Unternehmens Databricks.
Auch die Investoren sind mit der Tech-Szene eng verbunden. Jeff Bezos, Gründer von Amazon, hat immer wieder in Perplexity investiert, ebenso Daniel Gross, der in AI-Projekte bei Apple eingebunden war. Ein weiterer wichtiger Investor ist der Chiphersteller Nvidia. Heute hat Perplexity 55 Mitarbeiter, Hauptsitz ist San Francisco.
Welche Versionen gibt es?
Perplexity AI bietet eine kostenlose Version, die auf das Sprachmodell GPT-3,5 zugreift. Wie ChatGPT hat Perplexity zudem eine kostenpflichtige Version. Hier können Nutzer auch Fragen zu hochgeladenen Bildern, Dokumenten und PDF-Dateien stellen. Die Pro-Version kostet 20 US-Dollar im Monat und bietet Zugänge zu dem proprietären Sprachmodell (LLM) von Perplexity, aber auch zu den Sprachmodellen von OpenAI (GPT), Meta (Llama), Anthropic (Claude) und Mistral.
Auch Free-User können Teile der Pro-Search nutzen. Allerdings ist diese auf zehn Suchen am Tag begrenzt. Daneben gibt es eine Enterprise-Version. Die Preise dafür müssen die Unternehmen direkt verhandeln.
Wie unterscheidet sich Perplexity von anderen Suchmaschinen?
Hauptunterschied ist, dass Perplexity von vornherein als KI-gestützte Suchmaschine entwickelt wurde, während Google KI nachträglich in sein System integriert. Zudem liefert Perplexity ausformulierte Antworten, Google dagegen verweist auf Links. Damit fördert Perplexity ein neues Suchverhalten: Statt einzelner Schlagwörter können die User konkrete Fragen stellen.
Zudem zeigt Perplexity Quellen direkt in der Antwort an und hat bei den Suchergebnissen (noch) keine Werbung. Derzeit wird eine neue Funktion ausgerollt, die auf Fragen von Nutzern Antworten mit Bildern und Videos erstellt. Diese dossierähnlichen Seiten können dann mit anderen Usern geteilt werden.
Wie viele User nutzen Perplexity?
Nach eigenen Angaben hatte Perplexity AI im 1. Quartal 2024 weltweit rund 15 Millionen aktive Nutzer. Das ist eine große Steigerung gegenüber dem Vorjahr: Ende 2023 war es noch die Hälfte.
Interessant sind dabei die langen Sessions der User, die im Schnitt bei rund 20 Minuten liegen. Das ist auch darin begründet, dass Perplexity zu jeder Antwort weiterführende Fragen anbietet, um die Verweildauer zu erhöhen. Im Juli 2024 wurden von Perplexity 250 Millionen Fragen beantwortet. Zum Vergleich: Im gesamten Jahr 2023 waren es 500 Millionen.
Ist Perplexity ein Konkurrent für Google?
Der Marktanteil von Perplexity gegenüber anderen Suchmaschinen ist immer noch marginal: In einer aktuellen weltweiten Statistik von Statista aus dem August 2024 taucht Perplexity AI nicht auf. Dieser geringe Marktanteil wird durch andere Umfragen bestätigt. Für die Fachmesse DMEXCO wurden beispielsweise rund 3.000 Erwerbstätige gefragt. Danach nutzen nur 3,7% bei der Suche lieber Chatbots wie ChatGPT oder Perplexity AI als traditionelle Suchmaschinen.
Dennoch reagiert Google auf die neue Herausforderung. Unter dem Begriff „AI Overview“ entwickelt Google derzeit seine Suche weiter und bietet von KI zusammengefasste Antworten auf Antworten an. „AI Overview“ wird nach und nach weltweit ausgerollt.
Wie viel ist Perplexity wert?
In einer jüngsten Finanzierungsrunde wurde Perplexity AI mit mehr als drei Milliarden US-Dollar bewertet. Eine gewaltige Steigerung, denn zu Jahresbeginn lag die Bewertung noch bei einer Milliarde. Im Sommer wurde eine neue Finanzierungsrunde über 250 Millionen Dollar abgeschlossen.
Laut Insiderberichten liegt der Jahresumsatz derzeit bei 35 Millionen Dollar, immer noch überschaubar, aber deutlich mehr als zu Anfang des Jahres. Damals wurde der Umsatz für 2024 auf fünf Millionen geschätzt.
Wer kooperiert mit dem Unternehmen?
Zu den Kooperationspartnern zählen Verlage, Plattformen und Tech-Unternehmen. Die Spiegel-Gruppe, das Time Magazine, Fortune, Entrepreneur und die Texas Tribune haben Verträge mit Perplexity AI geschlossen. Sie erhoffen sich dadurch eine höhere Sichtbarkeit in den Suchergebnissen. Gleichzeitig erhalten die Häuser einen kostenlosen Zugang zur Enterprise-Version und sollen an den Werbeerlösen beteiligt werden.
Auch die Blog-Plattform WordPress zählt zu den Partnern, ebenso die Deutsche Telekom. Nutzer der App „Mein Magenta“ haben ein Jahr lang kostenlosen Zugriff auf die Pro-Version.
Kann man auf Perplexity werben?
Erklärtes Ziel von Perplexity AI ist es, das Geschäftsmodell von Abonnements auf Werbeeinnahmen zu verschieben. Diesen Markt dominiert Google mit rund 300 Milliarden US-Dollar Umsatz. Noch im 4. Quartal 2024 sollen deshalb Werbemöglichkeiten eingeführt werden.
Dazu können Unternehmen Werbung buchen, die bei den zur Suche passenden Folgefragen angezeigt wird. Ein weiteres Format sind gesponserte Videos, die neben der Antwort auftauchen. Derzeit finden nach Berichten der „Financial Times“ bereits Gespräche mit großen Markenartiklern statt.
Wie sieht Suchmaschinen-Optimierung für Perplexity AI aus?
Um ihre Angebotsseiten für Perplexity zu optimieren, sollten Händler auf aktuelle, informative und vertrauenswürdige Inhalte sowie eine strukturierte Aufbereitung achten. Zudem kann es sinnvoll sein, FAQ-Bereiche mit relevanten Fragen einzurichten, weil dort Antworten auf möglicherweise gestellte Fragen gegeben werden. Denn wenn Inhalte leicht zitierbar sind, werden sie von Perplexity gerne als Quellenangabe aufgegriffen.
Eine regelmäßige Aktualisierung des Contents sowie eine nutzerfreundliche Gestaltung der Webseite können ebenfalls die Sichtbarkeit in Perplexity erhöhen. Grundsätzlich aber gilt: GAIO, Generative AI-Optimierung, ist eine noch junge Disziplin, die gerade erst dabei ist, sich zu entwickeln.
Was sind die weiteren Pläne?
Zum einen will Perplexity die Bekanntheit unter den Usern erhöhen. Dazu schaltete das Unternehmen beispielsweise zur Fußball-EM in Deutschland eine Werbekampagne. Der Claim lautete: „Besser wissen statt Besserwisser.“ Daneben sollen das Werbegeschäft ausgebaut und die kostenpflichtigen Abonnements für Unternehmen forciert werden.
Ebenfalls geplant ist eine Zusammenarbeit mit weiteren Medienhäusern. Inhaltlich wollen sich die Macher auf eine Präzisierung der Antworten in der Suche konzentrieren. Denn hier ist die Priorisierung der zitierten Quellen nicht immer unbedingt nachvollziehbar.