
Plattform-Geschäft und Retouren im Modehandel
Während der Weihnachts-Pressekonferenz des Handelsverbands Hessen ließ ein Nebensatz des Verbandspräsidenten Jochen Ruths aufhorchen: Sein Bekleidungshaus Peter Ruths in Friedberg (1300 m³, 40 Stellen, knapp 5 Mio. € Umsatz) habe sich aus dem Online-Geschäft fast ganz zurückgezogen. Etailment.de hat nachgefragt.
Herr Ruths, Sie sagen, Sie seien aus dem Online-Geschäft „fast ganz rausgegangen“. Warum?
Wir haben den Verkauf über eine große deutsche Modeplattform eingestellt, weil wir dort kein Geld verdient haben. Das lag an den Retourenquoten und an den Entgelten, die diese Plattform aufrief.
Wie hoch war denn der Online-Anteil am Umsatz Ihres Modehauses?
Die beste Online-Zeit hatten wir, als die Läden geschlossen waren. 2022 lagen wir bei nur noch drei Prozent. Generell verzeichnen viele Modehäuser bundesweit sinkende Online-Umsätze.
Und die Retourenquote?
Die Retourenquote im Online-Handel liegt bei etwa 60 Prozent, das galt auch für uns. Zehn Online-Verkäufe führen also zu sechs Retouren. Daraus resultieren 16 Frachten bei vier übrig gebliebenen Umsätzen. Das heißt: Jeder Umsatz muss vier Frachten finanzieren. So lässt sich kein Geld verdienen.
Sie sagten „fast“ – sind Sie noch online unterwegs?
Wir haben noch unseren eigenen, kleinen Online-Shop www.friedbergensie.de. Darüber verschicken wir durchschnittlich zwei bis drei Jacken in der Woche durch die ganze Republik. Die Rückfrachtkosten gehen auf die Kundschaft. Das bekommen wir auch logistisch nebenher prima gewuppt.
Sie tragen also zum nachlassenden Online-Markt bei …
Der Internethandel in Deutschland stagniert, das beruhigt mich. Jeder weitere Anstieg würde den stationären Handel in Frage stellen. Mit 20 Prozent Online-Anteil kann die Branche leben.