Das tschechische Unternehmen Bookbot will den Onlinehandel mit gebrauchten Büchern perfektionieren. Im Heimatmarkt hat das Start-up nur fünf Jahre nach der Gründung bereits einen Marktanteil von fünf Prozent am gesamten Buchmarkt und treibt nun die Expansion im DACH-Raum voran. Im Etailment-Interview sagt Gründer Dominik Gazdoš, was Bookbot von anderen Online-Plattformen für gebrauchte Bücher unterscheidet und wie er sich eine Zusammenarbeit mit stationären Buchhändlern vorstellt.
Zwar ist Bookbot auch in der Tschechischen Republik nicht der Pionier im Handel mit gebrauchten Büchern, doch das Ziel ist klar definiert: es besser zu machen als alle anderen. So will das Start-up zum einen den Verkaufsprozess möglichst einfach gestalten. Neben dem Postweg bietet Bookbot deshalb zwei weitere Möglichkeiten an, gebrauchte Bücher einzureichen: Erstens über Kooperationen mit stationären Buchhändlern, u.a. in Wien mit Thalia, dessen Läden als Abgabestelle für Bücher dienen.
Sowohl in Wien als auch in Berlin bietet Bookbot außerdem den „Book-Boten”-Service an: Bücher werden in Kooperation mit DODO, einem Experten für nachhaltige urbane Logistik, während selbstgewählter Zeitslots direkt von den Kunden zu Hause abgeholt.
© Bookbot
Bookbot-Gründer Dominik Gazdoš
Für Buchkäufer will Bookbot die transparenteste und vertrauenswürdigste Lösung bieten: Jedes eingesandte Buch wird inklusive eventueller Beschädigungen einzeln fotografiert und im Shop abgebildet. Anders als andere Plattformen schränkt Bookbot außerdem die Einsendung von Büchern nicht ein. So soll ein umfassendes Angebot entstehen, das auch Marktnischen abdeckt.
Der Erfolg gibt dem Konzept recht: In nur fünf Jahren hat Bookbot mehr als fünf Millionen Bücher verkauft und sich in Tschechien zum größten Online-Buchhändler entwickelt. Seit dem Einstieg in Österreich im Sommer 2023 und in Deutschland Ende 2023 wurden bereits mehr als 750.000 Bücher von Kunden im deutschsprachigen Raum eingesendet. Bereits 2025 soll die DACH-Region 50% des Gesamtgeschäfts ausmachen.
Etailment hat mit Bookbot-Gründer Dominik Gazdoš über sein Start-up gesprochen.
Mal ehrlich und ohne Buzzwords: Wie würden Sie Ihren Eltern das Start-up erklären?
Wir wollen mit unserem Online-Secondhand-Buchladen die einfachste und vertrauenswürdigste Lösung für den An- und Verkauf gebrauchter Bücher bieten. Zum einen tun wir alles, um unseren Kunden ein reibungsloses Verkaufserlebnis zu ermöglichen. Nach Erhalt der Bücher fungieren wir als persönlicher Concierge und kümmern uns um den gesamten Verkaufsprozess. Am Ende erhalten die Kunden 60% des Gewinns abzüglich 1,19€. Für Kunden, die in unserem Online-Buchladen Bücher kaufen, fotografieren wir jedes Buch einzeln, sodass der Zustand transparent sichtbar ist. Das bedeutet: Es gibt keine bösen Überraschungen beim Secondhand-Kauf.
Wie beschreiben Sie Ihr Geschäftsmodell einem möglichen Partner in einem Tweet (280 Zeichen)?
Bookbot ist eine Online-Plattform für den Kauf und Verkauf gebrauchter Bücher. Käufern bieten wir ein vollständiges Buchsortiment. Für Verkäufer übernehmen wir den gesamten Verkaufsprozess. Dafür behalten wir 40% des Verkaufspreises plus 1,19€ als Gewinn ein.
Welche Unternehmen/Kunden konnten Sie bereits überzeugen?
In Österreich arbeiten wir mit Europas größtem Buchhändler, Thalia, als Annahmestelle für gebrauchte Bücher zusammen. Thalia ist von unserem Geschäftsmodell so überzeugt, dass sie selbst einen ähnlichen Geschäftszweig starten wollen. Wir sind uns aber sicher, dass sie unser Geschäft nicht kopieren können! In Deutschland haben wir im September begonnen, mit unabhängigen Buchhandlungen in Berlin als Annahmestellen für gebrauchte Bücher zusammenzuarbeiten.
© Bookbot
Bookbot-Lager in Prag
Mit wem würden Sie gerne ins Geschäft kommen?
Wir möchten künftig weitere Partnerschaften mit unabhängigen Buchhandlungen in Berlin und anderen Großstädten in Deutschland eingehen, die als physische Anlaufstellen für unsere Kunden dienen werden. Zunächst werden diese Buchhandlungen als Abgabestellen für Kunden fungieren, die ihre gelesenen Bücher an Bookbot senden wollen. Es gibt jedoch ein großes Potenzial und viele Möglichkeiten, diese Partnerschaften weiterzuentwickeln: zu Abholstellen für bestellte Bücher, zu echten Shop-in-Shop-Lösungen, die Bücher aus unserem Bestand anbieten, und zu Veranstaltungsräumen, in denen wir gemeinsam literarische Treffen veranstalten.
Was war die wichtigste Erkenntnis seit dem Start?
Zwischen den etablierten Geschäftsmodellen liegt eine große Geschäftsmöglichkeit: das, was man tut, besser zu machen als alle anderen. Wir haben die Erfahrung gemacht, dass eine extreme Zufriedenheit der Kunden exponentiell zu unserem Wachstum beiträgt. Deshalb dreht sich unser ganzes Unternehmen um einen Gedanken: Wir wollen das beste Einkaufserlebnis auf dem Markt schaffen. Ein Weg, das zu erreichen, ist die Nähe zu unseren Kunden: Jedes einzelne Teammitglied führt mindestens ein Interview pro Woche, in dem wir die Kunden fragen, womit sie zufrieden oder unzufrieden sind und was die beste denkbare Funktion für ihr ultimatives Buchkauf- (oder Verkaufs-)Erlebnis wäre.
Auf welche Erfolgszahl sind Sie besonders stolz?
Wir sind vielleicht nicht der Pionier im Handel mit gebrauchten Büchern, aber wir machen es am besten und unsere Plattform sieht dabei am modernsten aus. Und unsere Ambitionen sind hoch: Wir wollen der Buchladen mit dem besten Angebot auf dem Markt werden, der von den Kunden am meisten geliebt wird – und das nicht nur unter den Gebrauchtbuchhändlern. Der Vergleich mit dem etablierten Buchmarkt ist daher gewagt, aber notwendig. Dass wir in Tschechien bereits fünf Jahre nach unserer Gründung einen Marktanteil von 5 % am gesamten Buchmarkt erreicht haben, ist eine Zahl, auf die ich besonders stolz bin und an deren Erreichung wir auch in der DACH-Region hart arbeiten.
Welche Schlagzeile würden Sie gerne in fünf Jahren über Ihr Start-up in einer Wirtschaftszeitung lesen?
„Zugang zu den literarischen Schätzen Europas an einem Ort: Der größte Online-Secondhand-Buchhändler Bookbot sagt, wie er dieses Ziel erreicht hat“