Nicht China, sondern Südostasien ist der Wachstumsmarkt der Zukunft. Das sagt Alexander Friedhoff, Chef der Retail-Plattform Etaily. Allerdings sei die Region zwar relevant, aber zu klein für eigene Standorte deutscher Unternehmen. Diesen Spagat will Etaily mit umfassenden Angeboten auflösen und Marken den Weg ebnen.
China galt auch deutschen Marken viele Jahre lang als Absatzmarkt mit ordentlich Potenzial. Es müssen viele Besonderheiten beachtet werden, etwa dass Chinesen großen Wert auf sehr ausführliche Produktbewschreibungen legen, dass sie unverzügliche Antworten auf ihre Fragen und sehr rasche Lieferungen erwarten. Wer das leistet, konnte sich über ein Publikum freuen, das sehr an authentischen Produkten aus Europa interessiert ist.
Die Lage hat sich geändert. Die Konsumlaune in China ist gedämpft. Das Start-up Etaily, 2020 gegründet, sieht stattdessen in anderen südostasiatischen Ländern große Chancen, einzelne Länder registrierten ein jährliches Wachstum von fünf Prozent. Etaily hat sich daher darauf spezialisiert, europäischen Marken den Vertrieb nach Südostasien zu eröffnen, ohne dass sie dort eigene Standorte eröffnen müssten. Selbst große Marken „tun sich manchmal mit flexiblen digitalen Prozessen und dem Abbau von Silos schwer“, sagt Etaily-Geschäftsführer Alexander Friedhoff. Das sei aber nötig, da sich das Endkundengeschäft in Südostasien – ähnlich wie zuvor China – zunehmend in den E-Commerce verlagere.

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Alexander Friedhoff, Geschäftsführer von Etaily
Etaily sieht sich als „Digital-Native Retail Platform“, die den E-Commerce in Südostasien bespielt. Zum Portfolio gehören Marken-Management auf Marktplätzen und im D2C-Geschäft, digitales Marketing und digitaler Content, eine umfassende Datenerhebung zur Werbewirkung und zum Absatz, Zugang zu den Einzelhandels-Konzernen der Region sowie Beratung dazu, welche Produkte die besten Chancen haben. Etaily kümmert sich nach eigenen Worten vor allem um die Sortimente Beauty, Gesundheit, Wellness und Lifestyle.
Wie Etaily, ein von einem Deutschen geführtes Unternehmen mit Sitz in Singapur, sich als Türöffner versteht, berichtet Geschäftsführer Alexander Friedhoff im Etailment.de-Interview.
Mal ehrlich und ohne Buzzwords: Wie würden Sie Ihren Eltern das Start-up erklären?
Etaily ist ein Partner für Marken, die in Südostasien in den Markt treten oder dorthin expandieren wollen. Die dortigen Märkte bergen ein immenses Potenzial, aber für westliche Marken gibt es aufgrund der kulturellen Unterschiede und den dortigen Shopping-Gewohnheiten und Strukturen einige Hürden beim Markteintritt. Etaily unterstützt Marken, indem wir sowohl für den Online- als auch den stationären Handel Lösungen aus einer Hand anbieten. Oder anders formuliert: Der südostasiatische Markt ist zu groß, um nicht mehr relevant zu sein, und zu klein, um eigene Infrastrukturen aufzubauen. Dementsprechend werden Retail- genauso wie Online-Aktivitäten an Unternehmen wie Etaily abgegeben.
Wie beschreiben Sie Ihr Geschäftsmodell einem möglichen Partner in 280 Zeichen?
Etaily ist eine One-Stop-Solution für den Online- und stationären Handel in Südostasien. Wir bieten direkten Zugang zu den Konsument:innen ohne Zwischenhändler. Wir verfügen über Online- und Offline-Infrastrukturen und verfolgen das Konzept „Online first“.
Welche Unternehmen/Kunden konnten Sie bereits überzeugen?
Zu unseren Kunden gehören globale Marken wie Crocs, Levi’s, Mango und L’Oréal, aber auch viele kleinere Unternehmen, die ihre Produkte nach Südostasien bringen möchten.
Mit wem würden Sie gerne ins Geschäft kommen?
Als Wirtschaftsregion bietet Südostasien immense Chancen. Einige Länder verzeichnen ein stetiges jährliches Wachstum von fünf Prozent. In anderen Märkten können solche Potenziale kaum realisiert werden. Mit Etaily möchten wir Marken die Möglichkeit geben, an diesem Aufschwung teilzuhaben. Gerade große, traditionelle Marken haben eine Strahlkraft bis nach Südostasien, wo sie von Konsument:innen als besonders wertig und vertrauenswürdig wahrgenommen werden.
Was war die wichtigste Erkenntnis seit dem Start?
Teilweise gibt es bei traditionellen Marken noch relativ wenig Bewusstsein für die Marktpotenziale in Südostasien. Der Blick geht meist vor allem Richtung China – obwohl sich das Wachstum dort abschwächt. Viele aufstrebenden Volkswirtschaften in Südostasien weisen in den nächsten Jahren ein deutlich größeres Wachstum auf.
Auf welche Erfolgszahl sind Sie besonders stolz?
Auf unseren Annual-Recurring-Revenue-Wert von 100 Millionen US-Dollar. Diese Zahl zu erreichen ist ein riesiger Meilenstein, der das große Vertrauen unserer Kunden zeigt.
Welche Schlagzeile über Ihr Start-up würden Sie gerne in fünf Jahren in einer Wirtschaftszeitung lesen?
Etaily etabliert sich als das Tor für führende Marken nach Südostasien.
Hinweis: Trotz der Namensähnlichkeit sind Etaily und Etailment.de in keiner Weise miteinander verbunden.