Elektroreparatur as a Service: Das ist die Geschäftsidee von Repartly aus Gütersloh. Das Start-up kümmert sich um eingesandte defekte Elektro- und Elektronikgeräte und sucht Händler und Hersteller, die das in ihr Service-Angebot integrieren wollen.
Der Schrott aus alten Elektro- und Elektronikgeräten summierte sich im Jahr 2022 in den 27 EU-Staaten auf rund fünf Millionen Tonnen. In Deutschland registrierten die Abfallsammelstellen im selben Jahr fast 900.000 Tonnen Elektro- und Elektronikschrott, das bedeutet 10,8 Kilogramm pro Kopf, so jüngste Zahlen des Statistischen Bundesamts von Anfang 2025.
Drei ehemalige Miele-Mitarbeiter sind angetreten, zumindest Teile dieser Schrottmengen zu vermeiden. Lennart Osthoff, Jürgen Becker und Fabian Wiesling hoben 2021 einige Hundert Meter von Miele entfernt das Start-up Repartly aus der Taufe. Ziel ist es einerseits, Leuten mit kaputten Elektrogeräten zu einer Reparatur zu verhelfen. Andererseits liefert Repartly generalüberholte Ersatzteile aus nicht mehr zu rettendem Schrott.
Das funktioniert so: Per Ferndiagnose unterstützt Repartly dabei, den Fehler im Gerät zu finden. Die Kunden bauen das kaputte Teil aus und schicken es an Repartly. Das Unternehmen verspricht, per Roboter die Reparaturfähigkeit zu prüfen und per Fachmann den Defekt zu beheben. Sollte eine Reparatur nicht möglich sein, werden generalüberholte Gebrauchtteile angeboten. Das Ganze geht zurück an die Kundschaft, die das Teil selbst wieder einbaut.

© Repartly
Dr. Lennart Osthoff, Gründer und Geschäftsführer von Repartly
Repartly sieht sich als „Marktplatz für Reparaturen“ und möchte Partner von Händlern, Herstellern und Recycling-Unternehmen werden. Für sie will das Start-up Reparaturaufgaben übernehmen. „Wir bieten allen im Haushaltsgeräte-Markt die Chance, vom innovativen Repartly-Konzept zu profitieren“, wirbt die Website. „Kostengünstige Elektronik-Reparaturen und generalüberholte Elektroniken als neues Geschäftsfeld ermöglichen Reparatur-Versprechen, die Reduktion von Lagerbeständen und ein Zusatzgeschäft für zurückgenommene Altware.“
In seinem „Reparatur-Report 2024“ kommt Repartly zu dem Schluss, dass europäische Marken wie Miele, Bosch, Siemens oder AEG aktuell den größten Anteil an Haushalts-Großgeräten in Deutschland ausmachen. „Beim Blick auf diese Daten zeigt sich, dass insgesamt 52 Prozent der vorhandenen Geräte repariert werden können“, so das Fazit. Kurz: Repartly sieht ordentlich Markt.
Seit 2021 ist denn auch einiges an Elektrik nach Gütersloh gereist. „Wir haben durch unseren Reparaturansatz mittlerweile mehr als 30.000 Geräte vor der Verschrottung gerettet“, sagt Gründer und Geschäftsführer im Interview mit Etailment.de.
Mal ehrlich und ohne Buzzwords: Wie würden Sie Ihren Eltern das Start-up erklären?
Repartly ist DIE Plattform für Elektronik-Reparaturen und generalüberholte Ersatzteile.
Wie beschreiben Sie Ihr Geschäftsmodell einem möglichen Partner in 280 Zeichen?
Durch unser Reparaturangebot schenken wir Elektro- und Haushaltsgeräten ein zweites Leben und vermeiden einen riesigen Berg Elektroschrott. Geräte, die bereits auf dem Schrott gelandet sind, „schlachten“ wir aus, generalüberholen die Ersatzteile und bringen diese zu einem attraktiven Preis in den Kreislauf zurück. Wir helfen unseren Kunden von der Fehlerdiagnose bis hin zum voll funktionsfähigen Gerät.
Welche Unternehmen/Kunden konnten Sie überzeugen?
Wir haben Geräte von allen europäischen Herstellern für Weiße Ware im Reparatur-Portfolio, aber zum Beispiel auch Garagentor-Antriebe von Hörmann oder Fernsehrgeräte von Metz. Unser Angebot an generalüberholten Ersatzteilen wächst kontinuierlich, sowohl im Elektronik- als auch im Mechanikbereich.
Mit wem würden Sie gerne ins Geschäft kommen?
Mit Herstellern aller Art, die mit uns das Refurbishment- und Reparaturgeschäft gemeinsam auf- und ausbauen möchten sowie mit Händlern/Technikern, die unsere Dienstleistung und Produkte in Anspruch nehmen wollen.
Was war die wichtigste Erkenntnis seit dem Start?
Reparieren ist aktuell kein Standard in Deutschland, sondern die Tendenz geht in Richtung Neukauf. Durch unser Angebot eröffnen sich neue Möglichkeiten der Nachhaltigkeit und der Ersatzteilverfügbarkeit.
Auf welche Erfolgszahl sind Sie besonders stolz?
Wir haben durch unseren Reparaturansatz mittlerweile mehr als 30.000 Geräte vor der Verschrottung gerettet. Zudem haben wir sicherlich nochmal die gleiche Menge vom Schrott geholt und deren Ersatzteile wieder in den Kreislauf gebracht.
Welche Aussage würden Sie gerne in fünf Jahren über Ihr Start-up in einer Wirtschaftszeitung lesen?
Repartly hat Kreislaufwirtschaft für Hersteller, Handel und Endkunden zum neuen Standard gemacht und ermöglicht allen eine Win-Win-Win-Win-Situation. Und am meisten freut sich die Umwelt.