Die „Search Generative Experience“ (SGE) verspricht, eine der disruptivsten Veränderungen der Google-Suche seit dem Launch vor mehr als 25 Jahren zu werden. Hochwertiger Content ist deshalb wichtiger denn je, sagt Daniel Niedermayer von Retresco. In einem Gastbeitrag für Etailment sagt er, wie Onlinehändler auch künftig ihre Sichtbarkeit und Reichweite sichern.
Ein Google-Update jagt das andere. Auf das Helpful Content folgt das March-Core-Update, dann kommt das Spam-Update – und nunmehr ist die Rede davon, dass die neue KI-Suche Google SGE am 14. Mai offiziell angekündigt und ausgerollt wird. Die „Search Generative Experience“ verspricht, eine der disruptivsten Veränderungen der Google-Suche seit dem Launch vor mehr als 25 Jahren zu werden.
Zugleich prognostizieren die Analysten von Gartner 25% weniger organischen Search-Traffic bis 2026. Um diesem Trend entgegenzuwirken und die neuen Möglichkeiten mit Google SGE aufzugreifen, ist hochwertiger Content wichtiger denn je, um im E-Commerce weiterhin Sichtbarkeit und Reichweite in der Google-Suche zu erzielen. Außerdem wird es entscheidend sein, den geringer werdenden Traffic gezielt zu konvertieren, worauf hilfreicher Content ebenfalls einen maßgeblichen Einfluss hat.

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Das Suchverhalten der Nutzer hat sich verändert. Google steht deshalb unter Druck, eine intuitive Suche anzubieten, die auch personalisierte Antworten auf Suchanfragen bereitstellt.
Zielgenauer und personalisierter
Google SGE präsentiert organische Suchmaschinenergebnisse in Form von AI-Snapshots. In diesen Boxen werden mittels KI individuelle Produktinformationen angezeigt, die die Angebote ganzheitlich abbilden – von der Beschreibung über Bewertungen, Videos und Artikel von Dritten – wird ein umfangreicher Überblick gegeben. Die Google-Suche wird dadurch deutlich zielgenauer und personalisierter.
Google dürfte SGE mit dem Ziel einführen, sein Geschäftsmodell weiter hin zu einer Antwortmaschine zu entwickeln. Neben der bereits häufig genutzten Amazon-Suche verwendet die Gen Z inzwischen verstärkt Tiktok und Youtube. So gesehen ist SGE auch eine Antwort auf dieses veränderte Suchverhalten, indem Nutzerinteressen genau erfasst und mit Folgefragen verknüpft werden. Zugleich verspürt Google sicherlich auch den heißen Atem von KI-Angeboten wie ChatGPT, Perplexity und Co. Hierbei befindet sich Google in einem „Innovators Dilemma“: Disruptiert Google sein hochprofitables Geschäftsmodell nicht selbst, tun es andere.
Es ist davon auszugehen, dass die Anzeigenumsätze und gewohnten Margen unter SGE leiden dürften. Gut möglich, dass es sich hierbei um auch für Google relevante Größenordnungen handelt. Zugleich sind KI-basierte Suchen für Google mit hoher Wahrscheinlichkeit deutlich kostenintensiver. Gemäß der Financial Times prüft Google aktuell sogar, SGE nur zahlenden Nutzern anzubieten. Damit würde erstmals eines seiner wichtigsten und profitabelsten Angebote hinter einer Paywall verschwinden.
Die Product-Discovery wandert zu Google
Allerdings hat Google SGE das Potenzial, die Art und Weise, wie Nutzer mit Suchseiten interagieren, völlig neu zu definieren. Obwohl viele Nutzer gerade erst lernen, wie man effektiv mit KI-Systemen interagiert, geht dieser Prozess in beide Richtungen – die Nutzer passen sich an die neuen Möglichkeiten an, aber auch Google steht unter Druck, eine intuitive und benutzerfreundliche Suche anzubieten.
Damit hat die neue KI-Suche mit hoher Wahrscheinlichkeit direkte Auswirkungen auf den E-Commerce und seine Angebote. So wandert die Product-Discovery mit SGE deutlich stärker als bislang in die Google-Suche. Nicht zuletzt durch die Einführung von Folgefragen bleiben die Nutzer im SERP-Bereich von Google „hängen“, um Produkte zu erkunden. Die angebotene Discovery orientiert sich an der ursprünglichen Suchanfrage, die weitere Fragen anstößt, um den individuellen Buyer Intent des Nutzers weiter aufzugreifen und zu verfeinern.
Google hat mit SGE nicht zuletzt auch die Möglichkeit, sich mit den KI-generierten Suchergebnissen (SGE) stärker gegen Amazon zu positionieren und einen Teil der E-Commerce-Budgets zurückzugewinnen, die das Unternehmen in den letzten Jahren an Amazon abgeben musste.
Herausforderungen für den E-Commerce
Zudem erfährt Google Shopping durch SGE eine deutliche Aufwertung. Nutzer erhalten bei ihren Produktrecherchen einen schnellen Überblick über relevante Informationen, die ihre Kaufentscheidung beeinflussen. Daher ist es unumgänglich, differenzierte und einzigartige Web- und Produktbeschreibungen mit aktuellen Texten, Bewertungen und Bildern für die AI-Snapshots von SGE bereitzustellen.

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Von der Such- zur Antwortmaschine: Indem Nutzerinteressen durch Google SGE genau erfasst und mit Folgefragen verknüpft werden, will sich Google künftig stärker gegen Amazon, aber auch Tiktok oder Youtube positionieren.
Für eine gezielte Suchmaschinenoptimierung wird es künftig darauf ankommen, einen Platz im Link-Karussell innerhalb dieser Snapshots zu ergattern. Allerdings ist bei Google SGE aktuell viel im Fluss, und praktisch täglich werden von Experten neueste Screenshots und Erkenntnisse herumgereicht. Dies sollte sich auch nach dem Launch fortsetzen, da Google seine neue KI-Suche auch künftig weiterentwickeln und optimieren dürfte – mit den entsprechenden Unwägbarkeiten hinsichtlich Sichtbarkeit und Reichweite für E-Commerce-Anbieter.
Gesichert erscheint, dass die KI-gestützten Suchergebnisse unterschiedlichste Informationsanfragen schnell und effizient beantworten werden, ohne dass Nutzer die Google-Seite verlassen müssen. Für überzeugende Resultate werden generische Kategorie- und Produktinformationen im Vergleich zu individuellen Produkttexten an Relevanz verlieren. Es sollte daher künftig unerlässlich werden, Nutzerinteressen, Suchabsichten und Keywords vorab breitgefächert zu identifizieren, um neben oder unter dem AI-Snapshot präsent zu sein.
SGE und künftige Content-Strategien
Gesichert scheint außerdem, dass in Zukunft weniger organischer Traffic auf Onlineshops gelangen wird. Daher müssen Shops neben ihren strukturierten Daten vor allem an hochwertigen Produktinformationen arbeiten. Nur wenn sie einen echten Mehrwert für Nutzer bieten, werden sie von Google als relevante Quelle angesehen. Daher ist eine erstklassige Textqualität auf Web- und Produktdetailseiten wichtiger denn je – und das „at scale“ für alle zu vermarktende Produkte.
Hierzu sei auch gesagt, dass Google nicht zwischen manuell und KI-genierten Texten unterscheidet, solange die Qualität passt. Sofern es Schwankungen bei der Sichtbarkeit von KI-generierten Inhalten gibt, mangelt es mit hoher Wahrscheinlichkeit an der Güte der veröffentlichten Texte. Im Rahmen der March-Core- und Spam-Updates wird Scaled Content Abuse und/oder Content Stuffing abgestraft – Praktiken, die jeder seriöse E-Commerce-Anbieter a priori vermeidet, handelt es sich doch hierbei zuallererst um Produkttexte, die inhaltlich dünn sind und darauf abzielen, die Google-Suche zu täuschen, ohne den Nutzern einen echten Mehrwert zu bieten.
Google betont bereits seit Jahren, dass Content nicht für die Suchmaschine, sondern für den Kunden produziert werden soll. Wenn Content seinen Zweck erfüllt und die Sucher zufriedenstellt, wird über kurz oder lang auch der SEO-Erfolg folgen. Dennoch ist jeder E-Commerce-Anbieter gut beraten, seine aktuelle Content-Strategie zu prüfen und ggf. für Google SGE zu optimieren. Aus einer SEO-Content-Perspektive gilt es hierbei folgende Tipps zu beherzigen:
- Content-Qualität: Hochwertige Inhalte sind nach wie vor maßgeblich. Vor allem angesichts der wachsenden Zahl von Texten, die ohne Mehrwert für Kunden mithilfe von KI erstellt werden, steigt die Bedeutung von nützlichen, einzigartigen und variantenreichen Produktinformationen.
- Produktdetailseiten: Mit SGE sind detaillierte Produktdetailseiten (PDP) für einen erfolgreichen E-Commerce wichtiger denn je. Hierbei dreht sich alles um eine einfach skalierbare Aufbereitung kombiniert mit einer regelmäßigen Aktualisierung.
- Product-Reviews: Bewertungen von Nutzern, die Produkte gekauft, getestet und für gut befunden haben, sind Gold wert.
- Keywords: Es gilt relevante Keywords zur individuellen Käuferabsicht zu identifizieren und für Produkttitel, Beschreibungen und Attribute zu nutzen – auch bei vielen zu vermarktenden Produkten.
- Textstrukturen: Alle Inhalte sollten klar und prägnant strukturiert werden, damit sie leicht lesbar und konsumierbar sind.
- Textlänge: Die Länge von Produkttiteln und -beschreibungen ist begrenzt. Deshalb ist es unerlässlich, die Vorgaben von Google immer im Auge zu behalten.
- Strukturierte Daten: Diese Art der Daten ermöglicht es bei Google zusätzliche Informationen für unterschiedlichste Produkte zu veröffentlichen.
Fazit
Google SGE wird die Art und Weise, wie Konsumenten die Google-Suche nutzen und damit interagieren, verändern. Durch die Bereitstellung personalisierter Antworten auf Suchanfragen im SERP-Bereich bindet Google die Nutzer und die Product-Discovery an sich. Hierbei kann nur eine gezielte Optimierung auf den jeweiligen Buyer Intent sowie Content „at scale“ helfen.