Neuer europäischer Zahlungsstandard
Aus „We“ und „Euro“ wird der europäische Zahlungsstandard: Mit dieser Vision forciert EPI-Chefin Martina Weimert jetzt den Roll-out in Deutschland. Im Interview erläutert sie, wie.
Frau Weimert, viele Händlerinnen und Händler fürchten bei neuen Zahlungsmethoden wie Wero höhere Kosten für Geräte, Software, Schulung und Betrieb. Ist diese Sorge berechtigt?
Zum Glück nicht! Wero lässt sich nahtlos in bestehende Systeme integrieren. Beispielsweise in die Systeme unserer Partner und Mitglieder wie VR Payment, Deutsche Bank, Nexi, Payone oder sämtliche Sparkassen beziehungsweise deren Zahlungsdienstleister in Deutschland. Als Konto-zu-Konto-Zahlungsmethode macht es Zwischeninstanzen überflüssig. Das senkt nicht nur die Kosten, sondern bringt auch die Notwendigkeit neuer Geräte oder umfangreicher Schulungen auf null. Zusätzliche Hardware wird ebenfalls nicht benötigt.
Welche Vorteile bietet Wero dem Handel konkret?
Ich möchte die fünf wichtigsten herausgreifen. Zum einen Schnelligkeit: Zahlungen erfolgen in weniger als zehn Sekunden, also in Echtzeit. Hinzu kommt die Kosteneffizienz, denn weniger Zwischenstationen bedeuten gleichzeitig auch geringere Transaktionskosten. Besonders wichtig ist auch die Sicherheit. Bei Wero gelten die höchsten Datenschutzstandards – ein großer Schutz vor Betrug und es gibt eine zentrale Betrugspräventionslösung. Zudem ist Wero in die vorhandene Infrastruktur der Banken einfach integrierbar. Und schließlich kommen Zusatzdienste wie Integration von Händlertreueprogrammen und Ratenzahlungen hinzu, die künftig als Features eingearbeitet werden. Ganz wichtig auch für Händler, die in verschiedenen Märkten aktiv sind: Wero bietet eine Integration für alle teilnehmenden Märkte an.
Wie zahlt sich das in Euro und Cent aus?
Die direkte Abwicklung über Bankkonten reduziert Transaktionskosten. Für den Privatkunden ist Wero kostenlos und enthält keine versteckten Gebühren. Handelsunternehmen zahlen geringere Gebühren, insbesondere bei internationalen Zahlungen. Exakte Zahlen hängen von individuellen Vereinbarungen von Händlern mit den Acquirern ab, liegen aber unter den Gebühren anderer Systeme.
Sicherheit und Schnelligkeit sind für Händlerinnen und Händler essenziell. Wie können sie Wero aktiv unterstützen?
Sie können Wero fördern, indem sie es als bevorzugtes Zahlungsmittel sichtbar machen – online und im Laden. Hinweise auf der Website, an der Kasse und in Werbekampagnen helfen, Kunden zu überzeugen. Auch die Nutzung von Zusatzdiensten wie Treueprogrammen kann die Akzeptanz steigern. Die beste Werbung ist es, die Vorteile von Wero – Sicherheit und Schnelligkeit – herauszustellen.
Wero ist eine europäische Kampfansage an Paypal. Wenn dieses Systemaber doch schon gut funktioniert und allgemein verbreitet ist: Wer benötigt dann Wero?
Wero bietet europäischen Datenschutz, direkte Bankanbindung und kostenlose Nutzung für Verbraucherinnen und Verbraucher. Es verzichtet auf eine zwischengeschaltete Guthabenebene und bietet Händlern niedrigere Transaktionskosten. Gleichzeitig stärkt es die europäische Unabhängigkeit im Zahlungsverkehr. Sämtliche Daten bleiben auf Servern in Europa. Das dürfte für viele Bankkunden in Europa ein wichtiger Aspekt sein. Für Endkunden ist außer dem ein Vorteil, dass Wero bei vielen Instituten in die bestehende App der jeweiligen Bank integriert ist. Dadurch wird kein zusätzliches Konto benötigt.
Viele Köche verderben den Brei – dieses Motto wurde schon manchen Zahlungsinitiativen zum Verhängnis, zuletzt etwa in Deutschland Giropay. Wie wollen Sie in der European Payments Initiative (EPI) verhindern, dass die vielen beteiligten Institute sich uneins werden und Wero scheitert?
Die EPI vereint derzeit 16 europäische Banken und Zahlungsdienstleister mit einer klaren Vision: Wero als Standard in ganz Europa zu etablieren – und zwar Peer-to-Peer, online und im stationären Handel sowie für das Bezahlen von Rechnungen. Dahinter steht ein Potenzial von mehr als 60 Millionen Onlinebanking fähigen Konten. Durch die Integration in bestehende Bankstrukturen wird ein starker Rahmen geschaffen. Wachstum und die Einführung neuer Features werden für nachhaltigen Erfolg sorgen. Scheitern ist für uns keine Option. Aber es wird Zeit brauchen, bis Wero vollkommen im Markt verbreitet sein wird, und daran arbeiten alle ursprünglich beteiligten Banken und Acquirer, aber auch schon weitere Mitglieder.
In Deutschland ist Wero jetzt gestartet. Welchen Marktanteil streben Sie bis 2030 im digitalen und stationären Handel an?
Wero ist vor einem halben Jahr mit der Anwendung Peer-2-Peer gestartet. Ende 2024 gab es die erste ECommerce- Transaktion im Rahmen eines Tests. 2025 wird der deutschlandweite Roll-out beginnen und 2026 folgen die übrigen Mitgliedsländer. Ziel ist eine flächendeckende Nutzung in mehreren europäischen Ländern in drei bis vier Jahren. Dafür setzen wir auf Partnerschaften mit Händlern und Banken, umfassende Marketingmaßnahmen sowie eine kontinuierliche Erweiterung der Funktionen.
Der Wettbewerb um die beste Zahlungsmethode entwickelt sich rasant weiter; Schlagwortewie „Click to Pay“ oder „Tap to Pay“ bestimmen die Diskussion. Was sollte Wero langfristig zum Gamechanger machen?
Wero könnte die Verbraucher mit innovativen Features wie „Scan&Go“, Treueprogrammen oder Ratenzahlungsoptionen überzeugen – alles aus einer Hand. Die Kombination aus einfacher Handhabung, höchster Sicherheit und zusätzlichen Services wird Händler und Verbraucher langfristig begeistern. Wero deckt darüber hinaus – anders als viele andere Initiativen im Zahlungsverkehr – alle gängigen Zahlungsszenarien der Kunden ab. In Zukunft können auch Elemente wie der digitale Euro integriert werden.
Das Interview erschien zuerst in „Der Handel“.