Während viele Länder, allen voran China und die USA, längst moderne Payment-API-Lösungen als Standard etabliert haben, läuft in Deutschland der Großteil der Zahlungen im stationären Handel noch immer über veraltete ZVT-Schnittstellen. Warum der Rückstand schadet und was Händler tun können, erläutert Christopher Henke, Payment-Experte von Mollie, in seinem Gastbeitrag.
ZVT-Protokolle stammen aus den 1990er-Jahren und bieten kaum mehr als eine minimale Datenübertragung zwischen Terminal und Kasse – meist nicht mehr als die Info „Zahlung erfolgreich“ oder „abgelehnt“. Das mag solide funktionieren, hält aber die Entwicklung nahtlos vernetzter Geschäftsprozesse spürbar auf.
Eine Payment-API eröffnet im Gegensatz dazu ganz neue Möglichkeiten. Sie erlaubt, umfangreiche Informationen zwischen Systemen auszutauschen – etwa Kundenkennungen, Produktdetails oder auch Daten von Kundenbindungsprogrammen.
Im Unified-Commerce-Kontext, in dem Verbraucher von Online bis zum stationären PoS einheitliche Prozesse erwarten, ist die Verknüpfung dieser Daten essenziell. Händler, die weiterhin auf reine ZVT-Lösungen setzen, betreiben de facto zwei getrennte Welten: Online- und PoS-Transaktionen bleiben voneinander abgeschottet, und wichtige Synergien gehen verloren.
Warum der technologische Rückstand schadet
Deutschlands Zahlungslandschaft bleibt durch diese Fragmentierung deutlich hinter dem internationalen Wettbewerb zurück. Ein Beispiel: Während in China mit „Wechat Pay“ oder in den USA mit „Amazon Go“ die Verbindung von Online- und stationären Welten längst Alltag ist, verhindert die ZVT-Infrastruktur hierzulande, verschiedene Kanäle wirklich zu synchronisieren. Selbst grundlegende Omnichannel-Services – wie der Online-Kauf und die problemlose Rückgabe im Geschäft – werden so für Händler unnötig komplex und für Kunden umständlich.
Auch neue Zahlarten oder Innovationen wie QR-Codes lassen sich mit ZVT nicht flexibel einbinden. Anpassungen führen oft zu teuren Insellösungen oder ständigen Kompromissen. Die Folge: Deutsche Händler verlieren an Geschwindigkeit, Innovationskraft und letztlich Wettbewerbsfähigkeit – gerade im internationalen Vergleich, da die Konsumenten aus anderen Märkten oftmals eine höhere Servicequalität gewohnt sind.
Vorteile von Payment-API-Lösungen
Ein Umstieg auf API-basierte Zahlungssysteme bietet Händlern mehrere zentrale Vorteile: Mit einer Payment-API lassen sich Online- und Offline-Datenströme endlich vereinheitlichen und gezielt auswerten. Das ermöglicht effizientere Buchhaltung, reduziert den manuellen Abstimmungsaufwand und sorgt für einen besseren Überblick über alle Zahlungsströme in Echtzeit. Kundendaten können kanalübergreifend genutzt werden – zum Beispiel um den Service im Store mit Erkenntnissen aus dem E-Commerce individueller zu gestalten oder Loyalty-Programme einfach zu integrieren.
Gleichzeitig sind Händler deutlich flexibler: Neue Zahlarten oder Services lassen sich mit einer API unkompliziert anbinden. Beispiele hierfür sind etwa Gutscheine, mobile Zahlungen ohne Kabel oder die direkte Verknüpfung mit Bonusprogrammen – Funktionen, die mit ZVT-Lösungen technisch nur schwer oder gar nicht umsetzbar wären.
Langfristig rüsten sich Händler mit API-Lösungen für kommende technologische Entwicklungen, seien es mobiler Self-Checkout, automatisierte Buchungsprozesse oder die Integration neuer internationaler Zahlungsarten. Die Modernisierung ist dabei für Endkunden nahezu unsichtbar – der Bezahlvorgang bleibt einfach und verläuft maximal reibungslos, aber im Hintergrund läuft ein zukunftsfähiges System, das neue Möglichkeiten eröffnet.
Umstieg: Was Händler jetzt tun können
Der Wechsel auf eine Payment-API klingt nach einem großen Schritt, ist aber in der Praxis meist weniger aufwendig als befürchtet. Entscheidend ist die richtige Planung: Händler sollten zunächst prüfen, ob ihre bestehenden Systeme und Payment-Partner API-Anbindungen unterstützen. Wer hier umsichtig vorgeht und erfahrene IT-Experten oder Dienstleister einbezieht, kann die Umstellung schrittweise und ohne große Brüche im Betriebsalltag realisieren.
Übrigens: Kunden profitieren langfristig von schnellen, flexiblen Prozessen und mehr Komfort über alle Vertriebskanäle hinweg. Für Händler entsteht vor allem der Vorteil, interne Abläufe massiv zu verschlanken – ein wichtiger Hebel in Zeiten von Fachkräftemangel und steigendem Wettbewerbsdruck.
Fazit: Jetzt die Weichen für die Zukunft stellen
Moderner Omnichannel-Handel braucht die Möglichkeit, Daten und Prozesse über alle Kanäle hinweg nahtlos zu verbinden. Payment-APIs bilden hierfür die technologische Basis. Händler sollten nicht warten, bis der Veränderungsdruck von außen kommt, sondern den Wechsel aktiv gestalten. Wer jetzt handelt, verschafft sich den entscheidenden Vorsprung und bleibt für künftige Anforderungen flexibel und wettbewerbsfähig.